27. November 2019
Kein Tag vergeht ohne eine Meldung oder einen Leserbrief über die katastrophalen Zustände bei der Bahn. So jetzt wieder die Mitteilung eines entnervten Bahnfahrers, dass er wieder aufs Auto umsteigen werde.
Nach 25 Jahren als Berufspendler mit dem ÖPNV auf der Strecke Tübingen – Stuttgart kann ich das durchaus nachvollziehen. Und die Befürworter der Stadtbahn wollen nun die Leute zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn bringen? Auf keiner von mir besuchten Veranstaltung konnte mir bisher erläutert werden, wie dies beim derzeitigen Zustand der Deutschen Bahn funktionieren soll, da auch die Regionalstadtbahn zu großen Teilen auf deren Gleisen fahren wird und somit auch deren Probleme übernimmt. Wie der Tübinger Hauptbahnhof mit den bestehenden Gleisen das auffangen soll, steht in den Sternen. Und eine funktionierende Einschleifung auf das angedachte Gleis der Stadtbahn ist noch viel weniger vorstellbar. Auch darauf konnten mir bisher keine Antworten gegeben werden.

Was jedoch die absehbare Folge einer Stadtbahn durch Tübingen, von den dafür nötigen Bauarbeiten mal ganz abgesehen, sein dürfte, ist eine Verschlechterung der Busverbindungen, die einzige bisher recht zuverlässige Form des ÖPNV, in der dann in zwei Hälften geteilten Stadt.
Vom schwierigen Alltag mit der Bahn kündeten zahlreiche Leserbriefe – und stimmen nicht gerade optimistisch, was den Erfolg einer Regional-Stadtbahn angeht.

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt vom 27. November 2019

VON INGRID BAUM, TÜBINGEN

********

Chaos-Bahn

Jetzt müssen schon Kinderwagen und Rollstuhlfahrer für die Chaosorganisation und Unzuverlässigkeit der Bahn herhalten; Verspätung infolge Barrierefreiheit – so ein Schmarrn.
Das passt aber in meine Erfahrungswelt mit dem Thema Bahnfahren und Rollstuhl. Diese schönen Tritte können nicht einmal an jedem Bahnhof wegen unterschiedlicher Höhe genutzt werden. Und wer betätigt diese Tritte? Der Zugbegleiter? Bei diesen engen Zeittakten?

Da lob‘ ich mir unser Bussystem in Hinsicht auf Barrierefreiheit, Flexibilität und Zuverlässigkeit. Tübingen braucht keine solche Chaos-Bahn in der Innenstadt.
Der Tübinger Kreistag sorgt sich, dass es durch den Austausch der Triebwagen auf der Zollernbahn zu mehr Verspätungen kommt(„Barrierefrei, aber langsamer“, 22. November).

VON THOMAS UNGER, TÜBINGEN

Diesen Beitrag teilen