Tübingen ist auf einem anderen Weg. Wir reden über die Regionalstadtbahn durch die Stadt und dem wird alles andere untergeordnet.
Wir wollten seit langem die Esslinger Oberleitungsvariante vor allem für die Steigungsstrecken prüfen. Die Prüfung wurde zugesagt. Bisher wurden uns bei den Stadtwerken noch keine Ergebnisse mitgeteilt.
Unsere Stadtwerke schaffen vereinzelte E-Busse an, was wir sehr begrüßen. Leider ersetzen sie die älteren Dieselfahrzeuge immer noch in hoher Stückzahl durch sogenannte Mild Hybride, die den Dieselverbrauch nur leicht um ein paar Prozentpunkte senken. Ein Umstieg auf CO2-freies Fahren sind diese etwas elektrisch optimierten Dieselfahrzeuge aber definitiv noch nicht.
Dabei ersetzt der Bund inzwischen (aktuell im Rahmen des Corona Pakets angekündigt) 80% der Mehrkosten für batterieelektrische und Brennstoffzellen-Elektrobusse. Das wären auf unsere gesamte Busflotte gerechnet unter € 6 Mio. an Mehrkosten gegenüber dem Kauf von Dieselbussen. Da kommen dann sicher noch weitere Kosten für die Ladeinfrastruktur hinzu. Aber das dürfte auch überschaubar sein, für ein Energieunternehmen allemal! Zur Erinnerung und zum Vergleich: Der Bau der Innenstadtstrecke vom Bahnhof durch die Stadt zu Kliniken und WHO ist aktuell mit € 232 Mio., d.h. dem 39-fachen an Investitionskosten (note bene: OHNE DIE FAHRZEUGE!!!) veranschlagt.
Aber Kosten sind nicht alles. Schauen wir zum Klima:
Wir arbeiten uns gerade mit anderen Skeptikern der Innenstadtstrecke durch eine Studie mit dem komplizierten Namen: „Treibhausgas-Emissionen durch Infrastruktur und Fahrzeuge des Straßen-, Schienen- und Luftverkehrs sowie der Binnenschifffahrt in Deutschland, Arbeitspaket 4 des Projektes „Weiterentwicklung des Analyseinstrumentes Renewability“
Ein Fazit können wir jetzt schon ziehen. Die Straßenbahn durch Tübingen ist u.a. wegen der hohen CO2-Last des kompletten Neubaus der Strecke mit so viel Beton und Stahl und wegen den schweren Fahrzeugen sogar im Vergleich zu Buslinien mit heutigem Dieselantrieb klimatisch deutlich schlechter, wenn wir uns im Vergleich der beiden Verkehrsträger die CO2-Last pro gefahrenem Passagierkilometer anschauen. Die Studie ist ein paar wenige Jahre alt und damit noch gültig, sie erfasste Elektro-Busse aber noch nicht. Mit Elektroantrieb würde der Vergleich für die Busse auf einen Schlag nochmals deutlich günstiger und dadurch gerät die Straßenbahn heute und noch mehr morgen ökologisch in noch viel weiteren Rückstand. Wir versuchen jetzt eine Abschätzung, wie exakt der Vergleich der Stadtbahn zu einer E-Bus-Flotte aussehen würde. Wir hoffen außerdem auf eine Aktualisierung der Studie und werden diese Studie zudem den Experten vorlegen, die für die Stadt die aktuelle Alternativenprüfung in Sachen Stadtbahn durchführen. Der deutliche ökologische Nachteil der Innenstadtstrecke gegenüber einer Lösung auf der Basis von Bussen gehört angesprochen und muss geklärt werden. Der Nachteil wird sich mit dem Vordringen der E-Mobilität noch weiter vergrößern.
Es ist seltsam, dass selbst solch eine, im Auftrag des Umweltbundesamts erstellte Studie offensichtlich von den Befürwortern der Innenstadtstrecke geleugnet, versteckt oder einfach nicht erwähnt wird. Man will sich offensichtlich die schöne Geschichte von den CO2-frei fahrenden Bahnen nicht verderben lassen, denn auch damit will man die enorm hohen Kosten des Neubaus der Strecke (€ 232 Mio.) und im späteren Betrieb (noch unbekannt, aber deutlich teurer als Busse) begründen. Leider ist das Gegenteil dieser behaupteten Öko-Vorteile richtig. Bei erforderlichen Neubaustrecken wird aus dem ökologischen Wunderkind Straßenbahn dann im Vergleich zu Bussen ein klarer Mehrverursacher von CO2.
Dieser CO2-Fußabdruck des für € 232 Mio. hergestellten Fahrweges aus Beton und Stahl ist auch in 50 Jahren des Betriebes nicht zu kompensieren. Dazu müsste die Stadtbahn energieeffizienter als der Bus fahren und das tut sie sogar im Vergleich zu Dieselbussen nicht! Im Vergleich zu den E-Bussen der Zukunft erst recht nicht! Die Straßenbahn verliert im ökologischen Vergleich Jahr um Jahr weiter. Dabei ist sie viel teurer in „Anschaffung“ und Betrieb. Sie schreibt den alten technologischen Stand „Straßenbahn“ gerade in unserer Zeit fest, in der sich der größte technologische Umbruch der Mobilität seit Menschengedenken vollzieht. Die Lage heute vergleicht sich mit 1910, als das Auto das Pferdefuhrweg innerhalb von 10 Jahren komplett ersetzte. Heute steht das Auto vor der Ablösung!
Hier geht´s zum Artikel der Esslinger Zeitung:
https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt.esslingen-faehrt-ab-2024-nur-noch-elektrisch-epochenwandel-im-busverkehr.d88bb4b1-ad75-4e16-8e9e-ad4ad9b9a700.html?fbclid=IwAR34uQFP8dGlsvt_siSFlcnd0JENCYRNufb677HaSsDCpDz1dYPr67kZrbw