Leserbrief von Ernst Gumrich, Replik auf die Presseerklärung von Fridays for Future v. 26.10.2020.

Fridays for Futures loben die Tübinger Liste für Engagement und wohl auch Sachkompetenz in Klimaschutz. Jetzt sind FFF aber bitter enttäuscht über kritischen Fragen an das Klimaschutzprogramm (KSP). Diese Enttäuschung ist gegenseitig: Wieso überprüft FFF die Zusagen des KSP so gar nicht? Es ist heute im Netz möglich. Weshalb interessiert es FFF nicht, ob, in welchen Schritten und wann die einzelnen CO2-Reduzierungen wirklich erreicht werden können? Weshalb glaubt FFF das alles? Auch, dass es bis 2030 jährlich € 100 Mio. freie Mittel für die Klimamaßnahmen gibt oder sie exklusiv nach Tübingen fließen? Wieso dürfen wir nicht fragen, wer das andernfalls bezahlt und ob es sozial wäre? Mangels „unbegrenzter Finanzmittel“ müssen wir die Maßnahmen nach ihrer Hebelwirkung ordnen. Weshalb hält FFF solche Strukturierungen oder die Fragen nach den Zeitabläufen für die neuen Energiewelt für Verzögerung? Weshalb unterstützt uns FFF nicht in Sachen Digitalisierung, wie z.B. der Glasfaserverkabelung (mit der Folge von weniger Verkehr, weniger Bedarf an neuen Gebäuden, der Schaffung der Grundlagen für smart city Konzepte), nicht bei unserer Forderung nach Vorbereitung der Mobilitätswende, nicht bei der Regionalisierung der Klimaschutzanstrengungen (Wohnen, Verkehr, digitale Infrastruktur, Energiespeicherung)?
Wir haben ähnliche Visionen wie FFF. Unser Weg zum Ziel verläuft aber über Realismus, die Diskussion der Interessenkonflikte und Disziplin. Vielleicht kommt FFF ja mit auf diesen Weg?

Ernst Gumrich

Fraktionsvorsitzender Tübinger Liste

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