“Der Schwabe kann halt auf sein Heilix Blechle nicht verzichten.” Gescholten sind hiermit unbelehrbare Umweltsünder, die Straßen verstopfen.
So hörten wir’s in der Neujahrsansprache des Oberbürgermeisters am 17. Januar 2020. Er persönlich und die Fridays for Future-Demonstranten sind noch fit genug, um zu Fuß zu gehen und Rad zu fahren, auch mal eine schwere Kiste zu schleppen und kleine Kinder huckepack zu nehmen. Sie ärgern sich zwar über nicht funktionierende Aufzüge und kalte Wartezeiten auf Bahnhöfen, aber das haut sie nicht um. Noch!

Viele Menschen können das nicht oder nicht mehr: zur entfernten Haltestelle gehen, Einkäufe schleppen, lange stehend warten. Für Ältere ist das Auto ein Stück Selbstbestimmung und Freiheit. Deshalb hat sich Hirschau im Projekt “Quartier 2020” ein Bürgerauto genehmigt.

Ab Februar können Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, das Bürgerauto in Hirschau nutzen. Sie werden von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern vor der Haustüre abgeholt und zum Arzt, zum Friseur, zu Freunden und Familie oder einfach nur zum Bäcker und anschließend wieder nach Hause gebracht. Begleitet werden können sie auf Wunsch von Mitwirkenden der Nachbarschaftshilfe. … Der neue Service ist zudem eine Chance für ältere Menschen, weiterhin am öffentlichen Leben teilzuhaben. Die Projektgruppe ruft Senioren dazu auf, „den Mut zu haben, um Hilfe zu bitten“ – und hofft auf eine positive Resonanz. … Träger des Bürgerautos ist der Kreisseniorenrat. Er ist Kunde der Genossenschaft Teilauto Neckar-Alb eG geworden, sodass die Ehrenamtlichen unter dem Dach des Kreisseniorenrats fahren und versichert sind. Für den Start des Busles wurde ein zweites, geräumigeres Teilauto angeschafft, in dem auch ein Rollator transportiert werden kann. An Tagen, an denen dieses Fahrzeug nicht als Bürgerauto eingesetzt wird, können es alle Teilauto-Kunden nutzen (es steht hinter dem Rathaus).
Bereit steht das Bürgerauto dienstags von 13 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 8 bis 12.30 Uhr. Es steuert Ziele in Hirschau, Tübingen und anderen Orten im Umkreis auf Spendenbasis an.
Fahrtwünsche müssen vorher telefonisch unter 0160/95 48 53 22 angemeldet werden. /Bild: Ulrich Metz

Schwäbisches Tagblatt vom 21. Januar 2020
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