Claudia Braun im Tagblatt vom 06.11.2019

„Fußgänger im Fokus der Forschung – in der Planung werden Verkehrsteilnehmer ohne Auto oder Rad oft vernachlässigt“ – so die Überschrift eines Artikels im Schwäbischen Tagblatt. In der Tat ist Zufußgehen die umweltfreundlichste Fortbewegungsart und sollte dementsprechend gefördert, die Sicherheit für Fußgänger*innen erhöht werden. Auch die EU fordert mehr Verkehrssicherheit: alle 5 Jahre sollen die Länder ihre Verkehrsnetze überprüfen und dabei die Sicherheit von Fußgänger*innen, Radfahrer*innen und anderen verletzungsgefährdeten Straßenverkehrsteilnehmer*innen systematisch berücksichtigen.

Und in Tübingen? Hier wird gegenwärtig vieles für die Sicherheit von Radfahrer*innen getan – das ist notwendig. Uns ist wichtig, die verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen nicht gegeneinander auszuspielen, sondern ein gutes Miteinander zu gestalten. Aber auch die Belange und Bedürfnisse von Fußgänger*innen müssen berücksichtigt werden. Insbesondere Menschen mit eingeschränkter Mobilität bzw. Behinderung, ältere Menschen und Kinder brauchen einen geschützten, möglichst barrierefreien Raum, in dem sie sich bewegen können. In Tübingen werden viele Gehwege erlaubt oder unerlaubt von Radfahrenden mitgenutzt. Leider halten dabei nicht alle die Regeln ein. Wir haben dazu bereits entsprechend Anträge und Anfragen im Gemeinderat gestellt. „Shared space-Bereiche“ –  wie z.B. die Kornhausstraße – „sind als Mischverkehrsflächen problematisch, insbesondere für Kinder, Ältere und Mobilitätseingeschränkte und führen zu Verunsicherung“. So der Gesamtverband der Dt. Versicherungswirtschaft.

Die Stadt muss daher solche Gefahrenzonen identifizieren, baulich entschärfen und für die verschiedenen Verkehrsteilnehmer*innen separate Verkehrswege schaffen. Wo das aufgrund der begrenzten Fläche nicht möglich ist, muss zumindest engmaschig kontrolliert werden. Dazu ist es notwendig, die Kompetenzen des kommunalen Ordnungsdienstes entsprechend auszuweiten. Auch eine Fahrradstaffel, die in anderen Kommunen schon erfolgreich im Einsatz ist, sollte als Option geprüft werden. Karlsruhe nimmt sich mit dem Reallabor „Go Karlsruhe“ der Problematik an und hat eine App eingerichtet, über die Probleme und Anregungen an die Verwaltung geschickt werden können. Tübingen hat in so vielen Bereichen Vorreiterfunktion – wieso nicht auch hier?

Die Tübinger Liste wird sich dafür auch weiter einsetzen.