Schutz der „Vulnerablen“:
JETZT gilt es Worten Taten folgen zu lassen.
Etwa 70 % aller hochaltrigen und pflegebedürftigen Menschen leben zuhause, nicht in Heimen. Das ist in Normalzeiten gut so, jetzt in der Zeit der Pandemie wurde es schwer, diese Menschen zu betreuen und vor der Infektion zu schützen. In Heimen ließ sich ein gewisser Schutz durch Testungen organisieren. Bei der Mehrzahl der Betroffenen, die zuhause leben, funktionierte das nicht. Und auch jetzt bei der Impfung schaut es wieder schlecht aus. Wie erfahren sie den richtigen Weg, wer arrangiert das für sie, wie kommen sie zur Impfung und zurück? Dabei besteht jetzt erstmals die Chance, diese höchst gefährdete Gruppe unserer Gesellschaft wirksam zu schützen.
Die Tübinger Liste hat versucht den aktuellen Stand der Überlegungen herauszufinden und Clauda Braun hat daraus und den eigenen Ideen einige Vorschläge erarbeitet und sie in einem Brief an den Oberbürgermeister und Frau Dr. Harsch weitergeleitet.
Das Tagblatt berichtete darüber: https://www.tagblatt.de/…/Tuebinger-Liste-fordert…
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Hier der Brief, der dem TB-Bericht zugrunde lag:
Tübingen, 05.01.21
Vorschlag zu einem Unterstützungsangebot für die Gruppe der über-80-Jährigen hinsichtlich der Corona-Impfungen
Ausgangssituation
Gegenwärtig wird die Gruppe der über-80-Jährigen gegen Corona geimpft. Dazu kommen mobile Impfteams in die Pflegeheime. Wer zuhause lebt, muss das Impfzentrum aufsuchen. In Baden-Württemberg müssen sich die Betroffenen selbst anmelden (über Telefonhotline oder per Internet). Nicht alle haben eine Tageszeitung, aus der sie aktuelle Informationen beziehen könnten. Und: nicht alle haben Angehörige, die sich kümmern und alles in die Wege leiten können.
Bei der Zielgruppe der Hochaltrigen handelt es sich um Menschen, die häufig Mobilitätseinschränkungen haben und die Mehrzahl wird nicht über einen Internetanschluss verfügen. Ältere, die bettlägerig bzw. pflegebedürftig sind und noch zuhause leben, müssen – aufgrund der Temperatursensitivität des gegenwärtigen Impfstoffs – offenbar darauf warten, dass ein neuer Impfstoff zugelassen wird, der dann zuhause verimpft werden kann. Auch hier gibt es noch keine Regelungen, ob dies die Hausärzte machen werden oder mobile Impfteams.
Wir stellen eine große Verunsicherung innerhalb der Zielgruppe der Hochaltrigen zum Proce- dere des Impfens fest: Wie läuft das alles ab, werde ich eingeladen, wo melde ich mich und v.a. wie komme ich zum Impfzentrum und zurück.
Da wir eine möglichst große Impfbereitschaft erzielen möchten, sollten flankierende Unterstützungen geschaffen werden.
Wir haben bereits in der 1. Welle der Pandemie gute Erfahrungen gemacht mit ehrenamtlichen Versorgungsnetzen, hier könnten wir darauf aufbauen, auch mit Unterstützung der Stadtteiltreffs.
Was ist notwendig?
- Bessere Kommunikation:
Ein Rundbrief der Stadtverwaltung an alle Menschen der Altersgruppe über 80 Jahre mit den wichtigsten Informationen zum Impfen und Angeboten zur Unterstützung (s. folgende Punkte).
- „Impf-Paten“
Unterstützung beim Organisieren eines Impftermins, ggf. auch Begleitung. Dies ist für diejenigen hochaltrigen Menschen notwendig, die keine Angehörigen haben und al-leine mit dem Procedere überfordert sind. Die ehrenamtlichen Impfpaten könnten ggf. über die Nachbarschaftschallenge akquiriert werden, die ja bereits im Frühjahr sehr aktiv im Einsatz war. Wo diese Ehrenamtlichen organisatorisch „angedockt“ werden können, muss noch überlegt werden.
- Fahrdienst zum Impfzentrum und wieder zurück
Hier können von allen bereits vorhandene Strukturen genutzt werden (Z.B. Senioren- Sammeltaxi). Ggf. könnten auch die bereits bestehenden Bürgerautos mit ein bezogen werden. Wünschenswert wäre ein kostenfreier Fahrdienst für alle Hochaltrigen, falls dies finanziell nicht machbar ist, sollte für Menschen über 80 Jahre, die Grundsi- cherung erhalten oder eine KBC/KBC extra, ein kostenfreies Taxiangebot eingerichtet werden.
Am Impfzentrum sollten ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung stehen.
Hier noch ein Praxisbeispiel aus Berlin für alle über 90 Jahre
>> Kostenlose Taxifahrt zur Impfung für Berliner ab 90
Berlinerinnen und Berliner, die mindestens 90 Jahre alt sind und einen Termin im Impfzentrum in Berlin-Treptow haben, können kostenlos mit dem Taxi dort hin fahren. Das teilte die Sprecherin des Projekts Impfzentren Berlin, Regina Knei- ding, am Samstag mit. Die Impfungen in der Arena-Halle im Bezirk Treptow-Köpe- nick sollen am Montag (4. Januar) fortgesetzt werden. Als nächste Gruppe sind die rund 18 700 Menschen in Berlin ab 90 dran. Wer eine Einladung bekommen und einen Termin für die Impfung gegen das Coronavirus vereinbart hat, könne unter 030 202020 ein Taxi für die kostenlose Hin- und Rückfahrt buchen, sagte Kneiding.<<
Könnte das ein gangbarer Weg sein?
Für die Tübinger Liste: Claudia Braun