Liebe Nutzer dieser Seite,

Sie haben den Bericht über einen Abend der Tübinger Themen vom 22. März 2016 vieltausendmal aufgerufen: “Ende Gelände – kann Tübingen noch wachsen?”
Nun tragen die Vorschläge von damals Früchte:

1.Die Sarchhalde wird vorläufig nicht bebaut. Denn siehe da, man hat auf dem Universitätsgelände doch noch Platz gefunden.

2. Gewerbebauten werden in die Höhe besser genutzt.

3. Die Region wird besser vernetzt, indem die Regionalstrecken der Bahn ausgebaut und elektrifiziert werden. Hoffen wir, dass sich auch Pünktlichkeit und Service gleichzeitig verbessern.

  1. Die Sarchhalde:
    In der Grafenhalde hat das Uniklinikum nun doch noch Platz für neue Forschungsinstitute gefunden. Das Käsenbachtal mit dem Abschnitt Sarchhalde ist eine Natur- und Kulturlandschaft innerhalb Tübingens. Es sei ein ökologisches Kleinod mit seltenen und schützenswerten Tieren und Pflanzen, so das Ergebnis mehrerer Gutachten. Zudem wirke sich eine Bebauung der Sarchhalde nachteilig auf den Luftaustausch aus. Die Bürgerinitiative Käsenbachtal sammelte rund 3.000 Unterschriften gegen das Projekt. Der Gemeinderat hat beschlossen, die Areale als Sonderbaufläche im Flächennutzungsplan auszuweisen. Es gab drei Gegenstimmen. Ein Bebauungsplan für die Sarchhalde ist vor Ablauf von zehn Jahren nicht zu erwarten. Zudem gehören rund 80 Prozent der Sarchhalden-Flächen Privateigentümern, Verkaufsunwillige müssten enteignet werden. Ein Zeit- und Gerichtsmarathon stünde bevor. Müssen klinische Versorgung und Forschen räumlich eng beieinander liegen? Anderswo nicht.  

“Jetzt teilte Oberbürgermeister Boris Palmer in Absprache mit dem UKT und dem Landesamt für Vermögen und Bau (VBA) mit: “Durch die Fortschreibung des Rahmenplans können im Kernbereich des Klinikums und im Bereich der Grafenhalde zusätzliche Bauflächen gewonnen werden. Damit können Forschungsinstitute, für die bisher die Sarchhalde als Erweiterungsfläche angedacht war, nun zusätzlich im Kernbereich untergebracht werden.” Zwischen Stadt, Klinikum und Land bestehe Einigkeit, dass vor der Aufstellung eines Bebauungsplans für die Sarchhalde erst die Möglichkeiten im Kernbereich ausgeschöpft sein müssen.”

Schwäbisches Tagblatt vom 10. Mai 2019
Foto: Danner & Yildiz

2. Potenzial auf den Dächern

In Tübingen sind alle Flächen knapp – ob fürs Wohnen oder für die Wirtschaft. Der Gemeinderat hat der Verwaltung aufgetragen, mindestens 3 Hektar im Bestand zu verdichten. Allein zwei Sanierungsprojekte im Unteren Wert zwischen Bismarck- und Schaffhausenstraße erreichen zusammen schon einen Hektar. In den 1960er Jahren, als das Gewerbegebiet großzügig ein- und zweistöckig und mit großen Parkplätzen bebaut wurde, spielte Platz noch keine Rolle. Die über 5000 Quadratmeter geschaffene und geplante Nutzfläche entsprechen üblicherweise einem Hektar Gewerbefläche. Und die muss effektiver genutzt werden als früher.

Das erste Projekt: Der Internationale Bund hat sein Schulungsgebäude in der Bismarckstraße für 2,3 Millionen Euro gründlich sanieren und auf vier Etagen aufstocken lassen. Auf das Hauptgebäude von 1950 wurde eine Etage in Holzbauweise gesetzt. Der Anbau von 1972 wurde um zwei Etagen erhöht. So hat sich die Nutzfläche von 1200 auf 1700 Quadratmeter erhöht, sagte Architekt Florian Danner. Ein weiteres Gebäude mit fünf Stockwerken ist an der Straße geplant, wo jetzt noch der Parkplatz ist. Dieser werde nach hinten aufs Grundstück verlegt. So entstehen noch einmal 2500 Quadratmeter Nutzfläche auf knapper Fläche.

Schwäbisches Tagblatt vom 10. Mai 2019
Foto: Stroebel/Bilger/Mildner

Das zweite Projekt: Das sechsstöckige und 20 Meter hohe Bürohaus der Firma Meleo in der Bismarckstraße 134. Die Firma für Energiekonzepte und Projektentwicklung investiert mit Hilfe der Kreissparkasse kräftig. Die Brüder Volker Prichystal und Steffen Schwab haben das alte zweistöckige Haus an der Straße energetisch saniert und aufgestockt und so von 1500 auf 1800 Quadratmeter Nutzfläche vergrößert. Neu gebaut haben sie dahinter 2018 das bisher höchste Tübinger Gebäude in Holzbauweise. Beton musste nur beim Treppenhaus aus Brandschutzgründen verwendet werden. Das Büro- und Gewerbegebäude ist 10 Meter breit und 35 Meter lang und kostete 2,5 Millionen Euro. Auf 1000 Quadratmetern Nutzfläche haben ein Yoga-Studio, Zahntechniker, Maler, Rechtsanwalt und eine Werbeagentur Platz gefunden. Ein drittes Gebäude wollen die Brüder an der Bismarckstraße (1200 Quadratmeter) und ein viertes nebenan an der Düsseldorfer Straße 4 (1500 Quadratmeter) neben der Diskothek bauen. Insgesamt wird Meleo dann zusätzliche 4000 Quadratmeter Nutzfläche geschaffen haben.

Und weiter geht’s: In dem 25 Hektar großen Industriegebiet kann bis zu 20 Meter hoch gebaut werden. An Nutzfläche könnte noch einmal 10 Hektar gewonnen werden. Das wären 900 Arbeitsplätze mehr als die bestehenden 1800.

Das war der Stand 2015. Seither boomt das Gewerbe in und um Tübingen

3. Die Regionalstadtbahn-Haltestellen Au und Güterbahnhof werden das Gebiet mit dem Umland und dem TüBusnetz verbinden.
Wir freuen uns auch, dass Rottenburg und Kirchentellinsfurt 20 Hektar aus ihren Flächen-Planungen herausgenommen haben. Das flächenfressende Konkurrenzverhalten ist dadurch ein Stück weit gebremst. Die Region sollte Gewerbe untereinander sinnvoll verteilen.