Etwas über 45.000 Menschen pendeln von und vor allem nach Tübingen zur Arbeit.

Zwei Drittel davon nach Tübingen, ein Drittel heraus. Sie nutzen zum Teil den ÖPNV, überwiegend jedoch das Auto, meist, weil es nicht anders geht, oder viel länger dauert, oder zu unzuverlässig ist. Und wir sind doch alle einig: Dieser PKW Verkehr sollte viel weniger werden. Also, was tun wir? Ist die Innenstadt-Tram das Wundermittel?

Jetzt hat uns Corona gezeigt, dass für sehr viele Berufe das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz gar nicht nötig ist. Die Treffen und Gespräche funktionieren auch auf Zoom und Webex. Die Arbeit am Computer im Büro oder zuhause ist ohnehin die gleiche. Bei den Arbeitgebern haben sich die Ängste vor dem Kontrollverlust zerstreut. Die MitarbeiterInnen bemerken den Gewinn an Freizeit und die finanziellen Ersparnisse durch das wegfallende Pendeln. Gelegentlich ins Büro ist viel angenehmer als täglich der ätzende Weg hin und her.

Inzwischen bestätigt sich der Umstieg auf Home-Office als Megatrend.

Boris Palmer sah das schon im August 2020 kommen, als er in der FAZ sehr zutreffend prognostizierte:

„Stellen wir uns der Wirklichkeit: Corona schreckt vor der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs ab. Nicht nur vorübergehend, der Effekt wird dauerhaft sein. Derzeit sind nur noch halb so viele Fahrgäste in Bussen und Bahnen unterwegs wie normal. ….. Aber auch wenn der rettende Impfstoff gefunden ist, werden die Leute nicht einfach wieder einsteigen. Die Wahl des Verkehrsmittels ist stark habituell, wer sich jetzt vom Nahverkehr verabschiedet hat, gewöhnt sich um und kommt nicht so leicht als Fahrgast wieder.“

Das ist schlecht für den chronisch defizitären ÖPNV, denn er wird seinen Takt und damit die Kosten halten oder sogar verbessern müssen und das bei stark sinkenden Fahrpreiseinnahmen. Das kann nicht bei den Preisen hereingeholt werden, also müssen die Steuerzahler das höhere Defizit ausgleichen.

Umgekehrt kann die Umwelt jubeln und das ist gut. Da ohnehin viel mehr Menschen mit dem PKW als im ÖPNV pendeln, fallen durch die Umstellung auf Home-Office noch mehr Autofahrten als ÖPNV-Nutzungen weg.

Dann sollte man in Zeiten des dramatischen Klimawandels den Trend zum Home-Office doch stärken. Die daraus sich ergebenden positiven Klimaeffekte bekommt man über Nacht. Was man dafür braucht? Es ist fast schon lächerlich einfach: Gute Datenleitungen. Und die müssen heute aus Glasfaser sein. Alles andere ist technischer Unsinn und Vertröstung. Glasfaser ist überwiegend Silicium Dioxid = Sand! Die Glasfaser kostet daher nicht mehr die Welt. Sie muss nur bis an die Häuser verlegt werden.

In Tübingen fehlt dafür jede erkennbare Glasfaserstrategie. Anders als zahlreiche, auf dem Gebiet sehr erfolgreiche und ambitionierte deutsche Stadtwerke und Städte, haben unsere SWT zwar ein ziemlich gutes Glasfasergrundnetz. Sie bieten aber den Anschluss daran im Prinzip nur Großkunden an. Einen Plan für eine Versorgung aller Haushalte bis an die Häuser und das überall in der Stadt fehlt. Der Aufsichtsratsvorsitzende der SWT, Boris Palmer glaubt fest, dass die Glasfaser kein kommunales Thema sei, sondern der freien Wirtschaft überlassen bleiben sollte.

Was könnte eine gute Glasfaserstrategie für die Umwelt tun: Schauen wir uns mal ein paar Zahlen an. Die Innenstadtstrecke verspricht, je nachdem wie man rechnet, um die 3.500 bis 4.000 Autos irgendwann deutlich nach 2030 von der Straße zu holen. Wenn aber nur 10% der heutigen 45.000 Tübinger Pendlerfahrten durch Home-Office vermieden würden, dann kommt da sehr schnell ein ähnlich großer oder größerer Wegfall der PKW-Belastung heraus. Und bei 10% Anteil an Home-Office muss keineswegs Schluss sein. Bei geeigneter digitaler Infrastruktur werden weit höhere Home-Office-Anteile (über 20 % und mehr) in der Zukunft für möglich gehalten.

Dem Klima wäre es bei einem Mitspracherecht an unserem Klimapaket nicht egal, wie das Geld für die Einsparung von CO2 ausgegeben wird. Es würde uns mit Blitz und Donner drohen, wenn wir die begrenzten Mittel für den ökologischen Umbau nicht effizient ausgeben. Und da ist die Glasfaser einfach die viel bessere Tram. Ein gutes Glasernetz würde nicht erst nach 2030 zu wirken beginnen. Diesen Umbau kriegen wir viel früher hin. Es würden bis dahin nicht, wie für den Bau der Tramstrecke, 75.000 Tonnen zusätzliches CO2 verursacht und es würde auch noch nur einen Bruchteil der wahrscheinlich über € 300 Mio. für die ISS kosten.

Die Zahlen zu den Pendler-Veränderungen als Folge der ISS könnt Ihr hier nachvollziehen: https://www.neinzurstadtbahn.de/…/RSB+BI+ISS…