Claudia Braun kümmert sich das ganze Jahr beruflich und privat um die Belange älterer und pflegebedürftiger Menschen, so auch heute mit einem Leserbrief in Sachen Corona-Impfung alter- und pflegebedürftiger Menschen, die NICHT in Pflegeheimen sondern zuhause leben. Und das sind etwa 75% aller alten und pflegebedürftigen Menschen.

Während der gesamte bisherigen Pandemie waren sie die “Stiefkinder”, leider auch des “Tübinger Wegs”. Das droht bei den Impfungen jetzt wieder zu passieren. Claudia macht Vorschläge, wie es für diese sehr gefährdete Gruppe anders werden könnte und sollte. Wird jetzt der Hilferuf der in den Wohnungen versteckten Menschen gehört oder bleiben sie weiterhin die Unsichtbaren.

Obwohl eine so große Gruppe, ist mit ihnen politisch kein Kapital zu gewinnen, zudem Hilfe dort schnell teuer wird. Deshalb werden deren Probleme von der Politik eher mit spitzen Fingern aufgegriffen. Und auf lokaler Ebene gibt es -anders als bei den Heimen- auch keine professionellen Strukturen, die man ansteuern könnte. Die ambulanten Pflegedienste sind bereits bis zum Maximum belastet, gleiches gilt für die wenige Tagespflegeeinrichtungen. Die Antwort ist dann hilfloses Achselzucken: Was sollen wir tun?

Ein Blick in das Zukunftsfernrohr zeigt: Da muss unserer Gesellschaft schnell etwas einfallen, sonst fällt uns das Problem bei der raschen Alterung unserer Gesellschaft gewaltig auf die Füße. Die Wahrheit ist: Das tut es schon heute. Und unsere Ratlosigkeit, wie wir jetzt die 75% der alten Menschen impfen sollen, die zuhause leben, zeigt die neue Zukunftsaufgabe nur beispielshaft. Also fangen wir da mal an, kreativ zu werden und Lösungen zu finden. Wahrscheinlich wären auch viele zivilgesellschaftlichen Helferinnen und Helfer zu finden: Termine über Internet buchen, Fahrdienste etc.

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Hier der Text des Leserbriefs vom 31.12.2020 in voller Länge:

Gestern sind die Corona-Impfungen gestartet – hoffentlich ein erster Schritt wieder hin zur Normalität. Die SPD fordert mobile Impfungen älterer Menschen, die zuhause leben, von Bund und Land. Für diesen Vorstoß vielen Dank an Dorothea Kliche-Behnke und Michael Lucke.

Ich möchte diese Forderung sehr unterstützen. Bisher bin ich selbstverständlich davon ausgegangen, dass Menschen, die nicht in der Lage sind, die Impfzentren aufzusuchen, von mobilen Impfteams aufgesucht werden. Dies betrifft all die, die zuhause oder in einer betreuten Wohnform leben, pflegebedürftig sind, bettlägerig, unter Mobilitätseinschränkungen oder einer Demenz leiden. Und dies unabhängig vom Alter!

Denn sie sind oft nur mit Mühe oder gar nicht in der Lage, zu den Impfzentren zu gelangen und dort das Impfprozedere durchzustehen. Oder ist an Shuttledienste gedacht, die Ältere zuhause abholen und wieder nach Hause bringen? Weder der Bus noch das Senioren-SAM ist dafür tatsächlich geeignet. Und wer wird diese Menschen im Impfzentrum begleiten?

Für diese Zielgruppen muss umgehend eine Lösung gefunden werden, sonst braucht es nicht zu verwundern, dass die Impfbereitschaft kontinuierlich sinkt.

Sollten sich Bund und Land nicht auf die Forderung nach mobilem Impfen für diesen Personenkreis verständigen, sehe ich es als Teil des „Tübinger Weges“, hier Lösungen anzubieten.