Sie kommen, überall und bald!

Letzte Woche hatten wir im Umfeld des Klimaschutzprogramms eine Diskussion mit Vertretern der Stadtwerke, der Stadt und des Gemeinderats. Die Elektrifizierung der Busflotte beginnt bei uns langsam. In der Sitzung wurden fast nur Zweifel gestreut, gerade aus der AL Grünen Fraktion. Dabei muss man wirklich nur die Presse verfolgen. Jede Woche sind die Zeitungen voll von Meldungen über die Umstellungen auf E-Busse. Oder man bräuchte nur nach Reutlingen zu fahren, um sich vom Gegenteil der eigenen Zweifel zu überzeugen. Da wird nicht nur die Flotte, sondern auch die Businfrastruktur systematisch auf E-Fahrzeuge umgestellt.  Hier der kurze Artikel. Aber haltet doch mal selbst die Augen auf, dann bemerkt Ihr schnell, dass Tübingen bei diesem Thema wirklich etwas “hinterhertrödelt”.

<<Wuppertal (dpa/lnw) – Die Wuppertaler Stadtwerke haben sich hochzufrieden über ihre neue Busflotte mit Wasserstoffantrieb geäußert. Der Verbrauch sei geringer als erwartet und technische Probleme habe es bislang keine gegeben, teilten die Stadtwerke am Freitag in einer Bilanz nach den ersten 100 Tagen mit. Seit Juni werden in Wuppertal Wasserstoffbusse im Linienbetrieb eingesetzt. Der Wasserstoff wird letztlich aus dem Müll der Wuppertaler Bürger gewonnen, indem er an einem Wuppertaler Müllheizkraftwerk per Elektrolyse hergestellt wird. Die zehn Busse des belgischen Herstellers Van Hool hätten seit Juni 65 000 Kilometer zurückgelegt. Der Wasserstoff wird dabei in einer Brennstoffzelle in Strom für den Antrieb umgewandelt. Jeder Bus kann in fünf Tanks 38,5 Kilogramm Wasserstoff mit sich führen. Die Tanks befinden sich auf dem Dach der Fahrzeuge. Mit ihrer Reichweite von über 400 Kilometern seien die Busse batteriebetriebenen Elektrobussen weit überlegen. Wie bei Dieselbussen sei eine Betankung pro Tag ausreichend.Der Tankvorgang dauere zudem nur etwa zehn Minuten. Auch dadurch seien sie Batterie-Bussen überlegen. Zehn weitere Null-Emissions-Fahrzeuge seien bereits bestellt – diesmal von einem polnischen Hersteller. Das Wasserstoff-Projekt wird von der EU, Bund und Land unterstützt.<<

Zum letzten Satz: Der Bund zahlt im Augenblick -im Artikel wird das nur sehr knapp erwähnt-  80% der Mehrkosten gegenüber Dieselbussen bei der Anschaffung von E-Bussen (batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle). Aber selbst dieses Förderpaket wurde in der erwähnten Sitzung angezweifelt, obwohl darüber inzwischen in Fachzeitschriften der Kommunalwirtschaft berichtet wurde und obwohl man bei der zuständigen Stelle für die Administration des Förderprogramms, der bundeseigenen NOW GmbH ohne Probleme telefonisch nachfassen könnte. Wir haben das mit einem einzigen Telefonat geschafft! Unsere Vorhaltungen aber führten nicht einmal im Ansatz dazu, die Pläne für die Anschaffung weiterer Dieselbusse in der Zukunft zu überdenken oder zu revidieren.

Hier in Tübingen gilt: Abwarten und -wohl um uns zu beschwichtigen- soll demnächst ein “Fachgutachten” eingeholt werden. Stattdessen ein paar Telefonate bei anderen Stadtwerken, die mitten in dieser Umstellung stecken und davon gibt es sehr viele, das würde mehr Erfahrung bringen als jede Begutachtung. Wer sollte dieser Gutachter sein? Letztlich: Der Ministerpräsident verschafft Boris Palmer mit Sicherheit auch sofort Zugang zu der obersten Etagen im Hause Mercedes, die ihm vertraulich alles an Hintergrundinformationen geben würden, um eine E-Busstrategie sehr sicher entwickeln zu können. Man muss nur wollen. Und wir bekommen den Eindruck: Man will nicht.

So werden wir 2030 keinesfalls CO2-frei im Tübinger Stadtverkehr unterwegs sein.