Gebhart Höritzer fasst den “Zustand” sehr treffend in der Mittwochsspalte vom 18.01.2023 zusammen:

„Zukunft des Handwerks!

Seit mehr als 20 Jahren war bekannt, was auf uns im Handwerk zukommt: Ein Mangel an Auszubildenden, Fachkräften und danach der Firmenschwund. Heute warten wir als BürgerInnen lange auf Handwerker, die Preise steigen. Man schätzt sich glücklich, überhaupt einen Handwerker zu erreichen. Das alles war vorausgesagt, aber die Hinweise (z.B. gegen die Einstellung der Realschule) wurden nicht ernst genommen. Jetzt befinden wir uns mitten im Problem und alle fragen plötzlich „Wie kommen wir so schnell wie möglich da raus“? Die Tübinger Liste nimmt am 15.02.2023 die „Tübinger Themenabende“ wieder auf. Wir wählten dieses Thema für den Auftaktabend, denn es erscheint dringlich.

So will der Bund plötzlich Millionen in die Hand nehmen, um das Handwerk zu stärken, um junge Menschen für die Ausbildung im Handwerk zu gewinnen, den Facharbeiter-/innen Mangel zu reduzieren, um Handwerksunternehmen zu stärken und vieles mehr. Viele der Initiativen sind richtig, treffen aber selten die Wurzel des Problems: Die Wertschätzung des Handwerksberufes und der Handwerker in der Gesellschaft. Das muss in den Elternhäusern, in Kindergärten und vor allen in den Schulen passieren. Nur dort können die Weichen für eine positive Einstellung zum Handwerk und eine objektive Darstellung der heutigen Handwerksberufe wirksam gestellt werden. Nur da können wir das falsche Image des Handwerks als dem Notnagel der Berufswahl korrigieren. Das Handwerk ist in den letzten Jahrzehnten laufend anspruchsvoller geworden. Nur mit einem starken Handwerk haben wir die Chance, unsere Klimaschutzziele zu erreichen und die Daseinsvorsorge, wie etwa eine nachhaltige Ernährung zu sichern oder neue Klimatechnologien umzusetzen. Ohne starke Facharbeiterschaft und kompetente Meistern verlieren wir unseren hohen technologischen Standard in Deutschland. Anders als in vielen akademischen Berufen, ist der Handwerksberuf auch persönlich attraktiv: Die wirtschaftlichen Zukunftschancen sind sehr gut, man kann die eigene Arbeit sehen, anfassen und die eigenen Beiträge zur Zukunftssicherung erleben.

Das alles wollen wir am 15.2. öffentlich diskutieren und dabei hoffentlich konkrete Ideen für Tübingen entwickeln: Was können wir alle, unsere Schulen, das Handwerk selbst oder die Kommunalpolitik tun, damit mehr junge Menschen in Tübingen in den Lehrberufen ihre Lebenschance suchen?