…schrieb Boris Palmer gestern an das Ende seines Facebook-Posts. Seine Frage und sein versteckter Vorwurf in diesem Post (www.facebook.com/ob.boris.palmer/posts/4308269142545918) lauten: Wieso erregen sich die Tübinger Liste und die BI NEIN zur Tübinger Innenstadtstrecke über die weit über Euro 200 Mio. teure Innenstadtstrecke, sagen aber kein Wort gegen das Ökodesaster Schindhaubasis-Tunnel, den geplanten Tunnel für die B27 im Süden Tübingen?

Dann tun wir das mal, Herr Oberbürgermeister: Der Schindhaubasistunnel ist für uns genauso wie die Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn eine weit über 20 Jahre alte und inzwischen sehr veraltete Verkehrsplanungsidee. Beide wurden von der Zeit und dem Technologiewandel überholt. Irgendwann in den vergangenen Jahren passten sie beide nicht mehr in die Zeit, aber (fast) niemand wollte den Projekten „kurz vor der Genehmigung“ noch den Gnadenstoß geben. Politiker und Verwaltungen hatten über Jahrzehnte für beide Projekte so verbissen gekämpft, dass sie diesen nötigen Schritt emotional und intellektuell nicht schafften. Beide Projekte stehen darin in unseliger Verwandtschaft zum Paradefall Stuttgart 21. Dort lief es genauso und leider wurde es gegen Sinn und Verstand gebaut.

Bei der Fertigstellung der Innenstadtstrecke und des Schindhaubasistunnels – irgendwann nach dem Jahr 2030 – würde man sich sonst an´s Hirn fassen und fragen, weshalb die Verantwortlichen die kommende Verkehrswende nicht sehen wollten, die 2021 doch täglich auf allen Informationskanälen vorgestellt wurde. Zum Glück entscheiden über die Tübinger Innenstadtstrecke am 26. September die Bürgerinnen und Bürger. Wir sind überzeugt, sie sehen die Dinge sehr klar und beenden das Projekt Innenstadtstrecke gerade noch rechtzeitig.

Das Thema B27 Tunnel kam nie zur Erörterung oder Entscheidung in den Tübinger Gemeinderat. Die Tübinger Liste ist nur im Gemeinderat tätig und hatte daher gar keine Chance, für oder gegen das Tunnelprojekt aufzustehen oder gar zu stimmen. In unseren Wahlprogrammen zum Gemeinderat wurde der Tunnel nie auch nur mit einem Wort erwähnt. Wie hätten wir hypothetisch gestimmt, wenn darüber im Gemeinderat zu entscheiden gewesen wäre? Antwort: Wir hätten uns angesichts der absehbaren Verkehrsrealitäten in den 2030er Jahren sehr klar gegen den Bau des Schindhaubasis gewandt. Herr Palmer gibt in seinem Post übrigens die richtigen Gründe an, weshalb der Tunnel nicht mehr in die Zeit passt.

Boris Palmer könnte jederzeit eine Resolution der Stadt Tübingen (an den Kreis, das Land und den Bund) im Gemeinderat zur Abstimmung stellen, die Planungen und Mittelbereitstellungen für den B27 Tunnel sofort zu beenden. Diese Abstimmung würde dann höchst spannend. Es könnte passieren, dass Boris Palmer und die Tübinger Liste dann die einzigen sind, die für diese Resolution stimmen. Die (meisten) Parteien werden aus Parteiraison eher Schwierigkeiten haben, den Realitäten ins Auge zu schauen. Wir warten also gespannt auf Ihre Resolution, Herr Palmer!

PS: Boris Palmer, Sie beherrschen den rhetorischen Trick des Strohmann-Arguments richtig gut und nutzen ihn zuletzt inflationär. Sie sollten den Gebrauch aber nicht übertreiben. Und vielleicht auch nicht bei Leuten, die den Trick auf mehrere Kilometer erkennen.