Bisher gibt es nur das Ziel der Tübinger Klimaneutralität.

In dieser Woche haben wir wieder über das Klimaschutzprogramm (KSP) diskutiert. Wir stehen gemeinsam am Anfang der Arbeit. Man kann natürlich bereits mit einzelnen Maßnahmen beginnen, die sich gerade anbieten. Das fordert voller Ungeduld Fridays for Future. Und dagegen spricht auch nichts. AUSSER, man würde im Ernst denken, man könnte so bis 2030 ohne einen strategischen Master-Plan, ohne zeitliche Priorisierung und ohne technische Koordination zum angestrebten Ziel kommen. Das Unterfangen würde kläglich scheitern, denn dazu ist der erforderliche Umbau unserer Stadt zu radikal und technisch viel zu komplex.

Eines der schwierigsten Felder ist der Ersatz des Erdgases. Im KSP steht, dass wir auch aus den bestehenden Gasversorgungen bis 2030 komplett oder nahezu komplett ausgestiegen sein wollen. Seltsamer Weise bieten aber unsere Stadtwerke gerade aktuell Kunden an, in ein Tübinger Stadtviertel erstmals eine komplett neue Gasleitung zu verlegen. Wie dies? Das fragt sich, wer nachdenkt oder das KSP gelesen hat. Oder: Es wird in den SWT über den Ankauf von Gasnetzen außerhalb Tübingens diskutiert. Auch das passt strategisch für uns gar nicht mit dem KSP zusammen.

Wenn man die Widersprüche addressiert, heißt es immer wieder, dass dann später einmal wahrscheinlich die Erdgas-Leitungen für den grünen Wasserstoff weiterverwendet werden könnten. Ist da was dran? Oder wird da mit einer Wunderwaffe gewedelt, die gar nicht kommen wird, jedenfalls nicht rechtzeitig?

Wasserstoff gibt es in grau, blau, türkies und grün. Die Farben beschreiben die ökologische Wirkung der Herstellung. Heute ist noch 99% des Wasserstoffs grau und den könnte man hinsichtlich seiner Klimabelastung auch locker “rabenschwarz” nennen. Prof Quatschning, den man nicht verdächtigen kann, der ökologischen Begeisterung Steine vor die Füße zu werfen, geht mal in einem kleinen Grundkurs das an Basiswissen durch, was man über den Wasserstoff, seine Technik und seine Zukunft parat haben sollte, wenn man sich sinnvoll an der Diskssion unserer Tübinger Klimastrategie beteiligen möchte.

Vielleicht ist das etwas für ein verregnetes Winterwochenende im Corona Lock-Down. Wer am Weg einzelne Aspekte per Google-Recherche vertiefen will (wie z.B. über den Türkiesen Wasserstoff & BASF oder die Studien zu Preisprognosen beim Wasserstoff 2030 – 2050) ist gut beraten, gelegentlich das Video anzuhalten und genau das zu tun.

Ein kleiner Warnhinweis: Wer sich diese Mühe anttut, die Komplexität der Umbaus zu verstehen, dem fällt es hinterher deutlich schwerer, das Ziel Tübinger Klimaneutralität 2030 nach dem Motto anzugehen: “Jetzt machen wir einfach mal und unser guter Wille und Begeisterung werden uns schon irgendwie bis 2030 zum Ziel bringen”.

https://www.youtube.com/watch?v=icxlPGcTlX8

Hier noch der Beschreibungstext des Hör-Videos mit einigen weiteren hilfreichen Links:

Von der Politik wird Wasserstoff als die Geheimwaffe beim Kampf gegen die Klimakrise verkauft und in der nationalen Wasserstoffstrategie mit vielen Milliarden bedacht. Auch für viele Bürger*innen ist Wasserstoff beim Verkehr eine Verheißung, die sie vom Kauf von batterieelektrischen Autos abhält. Doch was ist dran am Mythos Wasserstoff? Können wir mit einem massiven Einsatz von grünem Wasserstoff wirklich das Klima retten oder führt dieser Weg nicht am Ende gnadenlos in eine Sackgasse?

Dieser Podcast beschäftigt sich intensiv mit der Frage, wo der Einsatz von Wasserstoff zum Eindämmen der Klimakrise sinnvoll ist und wo der Klimanutzen eher fraglich ist.

Hintergrundinformationen:

Herstellung von Wasserstoff: http://www.hydrogeit.de/wasserstoff.htm

Kurzstudie von Greenpeace Energy: Blauer Wasserstoff: https://www.greenpeace-energy.de/file

Wasserstoff-Roadmap für Deutschland:https://www.ise.fraunhofer.de/content

Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publ