Während die Tübinger Forstdirektion den Gemeinderäten im Juni einen gesunden Mischwald in Pfrondorf zeigte, stellte sich das bei einer Pressefahrt im Schönbuch Anfang Juli dramatischer da: Ihre Arbeit wird sich an die Bedingungen des Klimawandels anpassen müssen!

Dr. Jürgen Lücke aus Waldhäuser Ost lässt das nicht kalt, und er engagiert sich:
“Nicht der Wald muss sich wandeln, sondern der Umgang damit. Erschreckend, da repräsentativ, ist das Foto zum Artikel. Da wo der Wald licht ist, Bäume freigestellt sind (was der Forstwirtschaftsphilosophie der Vergangenheit entspricht), vernichtet der Trockenstress erbarmungslos sogar die Laubbäume, wie überall in Tübinger Forsten sichtbar. Dagegen im dichten Laub-/Buchenwald, dort wo das Blätterdach noch geschlossen ist, steht es um die Gesundheit der Bäume erheblich besser. Jeder Waldgänger empfindet dort den Wald als deutlich kühler und feuchter. Es ist eine Binsenweisheit, dass Wäsche in der Wärme schneller trocknet als in der Kälte. Das weiß auch der Waldboden. (…)
Wir sollten nicht rückwärtsgerichtet sein. Schuldzuweisungen nützen niemand. Die Forstwirtschaft hat, wie wir alle, die Wucht des Klimawandels unterschätzt. Die Konsequenz muss aber sein, den noch bestehenden dichteren Wald unberührt sich selbst zu überlassen. Der 10-Jahresplan, der akribisch und sorgfältig erarbeitet vorliegt, darf mangels Planungssicherheit so nicht verabschiedet werden. Die klimabedingte Entwicklung wird vorgeben, wo die Förster aktiv Einschlag vornehmen müssen, um den Holzwert absterbender Bäume noch zu nutzen. Überhaupt sollte den Förstern, die ja diese Situation kennen, größere Spielräume eingeräumt werden und sie nicht in das starre Korsett des Planes gezwängt sein.
Die Forstwirtschaft steht in der Verantwortung und muss in diesem Sinne versuchen, den bestehenden Wald zu erhalten. Ein großflächiges Waldsterben wäre unerträglich und es schüttelt mich auch die Aussicht, dass Buchen- in Schwarznusswald verwandelt wird. Von ökologischen Konsequenzen ganz zu schweigen.”

Leserbrief im Schwäbischen Tagblatt vom 16. Juli 2019
Schwarznuss, Junglans Nigra, vor 300 Jahren war sie ein Einwanderer aus dem östlichen Nordamerika. Nur Eichhörnchen knacken die harten Nüsse.